Wawerzinek, Peter: Rabenliebe
GALIANI - 2010 - 427 Seiten.
“Rabenliebe” ist ein künstliches Wort, das mit der ihre Kinder vernachlässigenden Rabenmutter und der angeborenen Mutterliebe spielt.

Der 1954 in Rostock geborene Schriftsteller erzählt - nach mehrjähriger Schreibpause - seine eigene Lebensgeschichte, und dass ihm dies nicht leicht gefallen ist, verrät schon die Anlage des Romans, der ebenso kunstvoll-poetisch wie anschaulich zupackend durch die Erinnerung mäandert und seinen Stoff mit Volksliedern, Märchen und kurzen Tatsachenberichten über Kindesmissbrauch, Aussetzung und Adoptionsrechtsfälle auffüllt.

Alles beginnt mit Schnee, im Winter des Anfangsgedächtnisses, aus dem der Erzähler mühsam die ersten Eindrücke einsammelt. Seine Mutter hat ihn und die Schwester allein in der Wohnung zurückgelassen und ist in den Westen geflohen, der Vater ist gar nicht anwesend. Rekonstruiert wird die Odyssee durch DDR-Kinderheime, Krankenhäuser, Adoptionsfamilien, die Zeit als Grenzsoldat (mit einem abgebrochenen Fluchtversuch), die lange Zeit des “Mutterschweigens” und die noch längere der “Mutterfindung” im ersten Teil. Darauf läuft der zweite Teil dann konsequent zu: “Da bist Du ja”, mit diesen lapidaren Worten wird der Sohn fünfzig Jahre später in einer Stadt am Neckar von der Mutter empfangen.

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