Der 2009 in Frankreich erschienene und mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Roman der 43-jährigen französisch-senegalesischen Autorin besteht aus drei inhaltlich kaum verbundenen Erzählungen. Dass man die drei Texte trotzdem als Einheit empfindet, liegt nicht nur an deutlichen motivischen und inhaltlichen Parallelen, sondern auch an dem durchgängig melancholischen Sound und an der psychologisch gleichmäßig feinfühligen Gestaltung der Charaktere. Alle drei Protagonisten (zwei Frauen und ein Ehemann) tragen “eine ganze geheime innere Welt in sich” (S.246), derer sie sich selbst erst nach und nach - meist in der Rückerinnerung - bewusst zu werden scheinen. Sie bedienen sich durchweg der erlebten Rede, die inneres Geschehen besonders authentisch erfahrbar macht, aber dennoch ein Hinübergleiten in eine fast mitleidlos wirkende Außensicht ermöglicht. Bei aller Präzision zeichnet die Sprache eine gewisse Uneindeutigkeit und dunkle Tiefendimension aus: “Man kann ja Sachen sagen, ohne sie zu sagen.” (S. 258) Drei Frauen, die kraft Herkunft oder Sozialisation zwischen der westlichen und der afrikanischen Kultur stehen, scheitern wegen dieser Herkunft, wegen ihrer Liebe oder an ihren prekären familiären Beziehungen. Im Scheitern finden diese “starken” Frauen allerdings dennoch zu eigener Entscheidungsfreiheit, ja Souveränität. Besonders auffällig sind die übermächtigen, monströs-bösartigen Vaterfiguren, die in der ersten und zweiten Erzählung die ganze Familie ins emotionale Chaos stürzen. In der dritten, der vielleicht
berührendsten Geschichte, wird ein Migrantenschicksal geschildert. An einem “Zaun” zwischen Europa und Afrika endet, ja “verendet” Khady, aufs Äußerste geschunden und dennoch zu innerem Frieden gekommen
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