Manseau, Peter: Bibliothek der unerfüllten Träume
HOFFMANN UND CAMPE - 2009 - 446 Seiten.
Itsik Malpesch ist ein jüdischer Junge, der in Kischinjow aufwächst. Es sind harte Zeiten und doch erfährt er Geborgenheit und Lebensmut. Er ist der Sohn eines jüdischen Gänsedaunenfabrikverwalters, der das Gänserupfen revolutionierte und damit die Kischinjower Daunen weltberühmt machte. Doch die Zeiten sind hart und die jüdischen Mitbürger wenig geachtet. Nach einer abenteuerlichen Entführung und anschließenden Flucht gelangt Itsik nach Odessa. Dort baut er sich in einer Spelunke, die auch als Druckerei fungiert, eine kleine Existenz auf. Ebendort wird sein Traum von Sascha Bimko, dem kleinen Mädchen, mit dem er seit seiner Geburt verbunden ist, genährt. Er trifft deren Mutter und wartet Jahre auf Sascha. Schließlich wird er mit dem letzten Schiff, das Odessa anläuft, nach Amerika verschifft.

In New York angekommen, besitzt er einzig einen Koffer mit hebräischen Holzbuchstaben. Er hofft, damit eine Stelle in einer Druckerei zu ergattern, doch der Koffer wird gestohlen. Aber Itsik kann sich wieder aufrappeln. Er bekommt eine Stelle, kann davon leben. Jeden Abend schreibt er an seinen Gedichten, denn die Dichtkunst ist seine Berufung. Sein Arbeitgeber stellt viele Dichter ein, Hauptsache sie fegen, nähen oder drucken, wie es von ihnen verlangt wird. Er selber liebt die Literatur und baut eine Bibliothek der unerfüllten Träume auf, die genährt wird vom Schicksal der Enttäuschten. Als der Erzähler als junger Archivar in den 1990er Jahren den alten Itsik Malpesch kennenlernt, weiß er nicht, was ihm bevorsteht, und stellt fest, dass ihre beiden Leben eng miteinander verwoben sind.

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