Tellkamp, Uwe: Der Turm
Suhrkamp - 2010 - 976 Seiten.
Spitzeleien, Essensrationierungen und Ausreiseanträge, von all dem haben die Bewohner des Turms die Nase voll. Sie flüchten sich lieber resigniert in ihren Elfenbeinturm und ergehen sich in ihrer Vorstellung eines früheren, bildungsbürgerlichen Dresdens, das längst der Geschichte angehört. Und doch geraten sie immer wieder in den Konflikt zwischen Aufbegehren und Anpassung:
Da wäre Richard, verheirateter Chirurg und Vater zweier Söhne, dessen Affäre und uneheliches Kind ihn für die Stasi erpressbar machen; Meno, der als Lektor in einem bibliophilen Verlag literarische Freiheit zu finden versucht, doch immer wieder von der Zensur eingeholt wird; oder Christian, der eigentlich wie sein Vater Medizin studieren wollte, sich deshalb jedoch für drei Jahre bei der NVA verpflichten muss, wo er die ganze Härte des Systems zu spüren bekommt. Sie alle tragen irgendwie dazu bei und treiben letztlich doch machtlos auf die große Wende zu, als 1989 die Mauer fällt und das Leben wie sie es kannten, beendet. - In episch-lyrischer Sprache entführt Uwe Tellkamp in das ehemalige Dresden, wo er die Lebensläufe dreier Generationen teils in nostalgischer, teils kritischer Sichtweise verfolgt.
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