Staub, Kurt Hans: Ein Blick in die Nicolaus-Matz-Bibliothek Michelstadt : Kirchenbibliothek Michelstadt
Stadt Michelstadt - 2009 - 100 Seiten.
Im Jahr 1499 vermachte der Speyerer Domherr Nicolaus Matz seiner Heimatstadt Michelstadt seine private Büchersammlung. Jeder Michelstädter Bürger, „der da gelehrt ist“, sollte Zugang zu den Büchern haben. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde die Bibliothek des Nicolaus Matz ständig erweitert.
Vor allem die Grafen von Erbach spendeten Bücher, für die sie selbst keine Verwendung mehr hatten. Auf diese Weise entstand eine einzigartige Bibliothek von unschätzbarem Wert. Besonders interessant: An den gespendeten Büchern lässt sich deutlich der gesellschaftliche Wandel ab dem 15. Jahrhundert ablesen. Zunehmend standen im Interesse des Grafenhauses nicht mehr die katholische, sondern die evangelische Lehre, der Humanismus und praktische Wissensgebiete wie das römische Recht, Bergbau, Wundarzney und Pferdezucht. Die Sammlung mit etwa 44 zum Teil mittelalterlichen Handschriften, 157 Drucken aus der frühen Neuzeit und knapp 4000 Druckschriften zumeist des 16. und 17. Jahrhunderts befindet sich heute direkt am Michelstädter Marktplatz, in der alten Postscheune von Thurn und Taxis. Das Besondere an der alten Bibliothek ist, dass sie bis heute auch für interessierte Laien zugänglich ist. Erwin Müller und Kurt Hans Staub betreuen die Büchersammlung seit vielen Jahren. Ihre Führungen sind für die Besucher ein ganz besonderes Erlebnis: Schöne Handschriften und Drucke mit Buchmalerei und Graphiken, Meisterwerke berühmter Drucker und Verleger und wertvolle Einbände können ganz nah betrachtet, zum Teil sogar berührt werden. Die Nicolaus-Matz-Bibliothek ist aber nicht nur ein Büchermuseum, sondern bis heute ein Ort wissenschaftlicher Forschung. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bibliothek erschlossen, zuerst mit einem handschriftlichen „Bücherverzeichnis“ des Michelstädter Oberpfarrers Georg Adam Wagner. Nach dem Zweiten Weltkrieg erstellte der ehemalige Direktor der Trierer Stadtbibliothek, Alexander Röder, einen handschriftlichen Zettelkatalog nach den Regeln der alphabetischen Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken. Als 1979 Reinhold Ruhr das Amt des Michelstädter Bürgermeisters antrat, begann eine neue und intensive Phase der Erschließungsarbeiten. Ein Inkunabelkatalog entstand, ein Katalog der mittelalterlichen Handschriften sowie mehrere Aufsätze zu bemerkenswerten Funden in der Bibliothek. Die Unterbringung der Bibliothek in den unwirtlichen und feuchten Räumen des Kirchturms der Stadtkirche wurde aufgegeben und alle Bücher erhielten ihren neuen Standort. Mit ihrer neuen Publikation gewähren die beiden besten Kenner der alten Michelstädter Nicolaus-Matz-Bibliothek (Kirchenbibliothek) einen Einblick in die Michelstädter Schatzkammer.

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