Carlos Eire: Warten auf Schnee in Havanna
Heyne Verlag, München - 2004 - 523 Seiten
Als der elfjährige Carlos Eire 1962 gemeinsam mit seinem Bruder Tony ein Flugzeug besteigt, um im Rahmen der Operation "Pedro Pan" wie 14.000 andere Kinder ohne seine Eltern von Kuba aus in die USA geflogen zu werden, glaubt er, er kommt ins Paradies. Kaugummi lockt und Coca Cola, so wie es die TV-Shows und die amerikanischen Filme seiner Heimat zur Zeit vor der Machtübernahme Fidel Castros verheißen hatten. Und, davon ist der Junge überzeugt: Seine Eltern wird er ohnehin bald wiedersehen. Erst später wird Eire begreifen, dass sein Flug über den Ozean in Wirklichkeit der Auszug aus dem Paradies gewesen ist. Denn der Sohn eines angesehenen Juristen lässt nicht nur eine glückliche Kindheit mit ausgelassenen Partys in luxuriösen Häusern mit Pools und ein erlesenes Leben in vornehmen Clubs zurück. Er verliert auch seinen Vater, der sich beharrlich weigert, mit der Mutter später ebenfalls nach Amerika auszureisen. Die Mutter zumindest trifft Eire drei Jahre später in Chicago wieder. Seinen Vater hat er nie mehr gesehen. Lange wird Eire brauchen, um dem Vater zu verzeihen (später nimmt er den Familiennamen der Mutter an). Von diesem Ringen ums Verstehen, von der hilflosen Ohnmacht des Richter-Vaters, der doch früher ein mächtiger Ludwig XVI. war, angesichts des Mordens in den kubanischen Straßen während der Revolution, und von der zauberhaften Zeit davor erzählt das Buch.