Henning Mankell: Das Auge des Leoparden
Zsolnay - 2004 - 384 Seiten
In jungen Jahren reiste Henning Mankell nach Afrika. Später wird er schreiben: "Afrika war mein Traumland. Es musste so etwas sein wie das Ende der Welt, der exotischste Platz überhaupt." Einem Vergleich mit der Wirklichkeit halten solche Vorstellungen natürlich nicht stand. Aus dieser Enttäuschung heraus ist ein Buch entstanden, das einerseits zu den persönlichsten des Autors gehört, in seiner politischen Dimension jedoch auch Allgemeingültigkeit beanspruchen kann.

Hauptfigur ist Hans Olofson, dessen Leben in zwei parallel verlaufenden Erzählsträngen geschildert wird. Seine Kindheit und Jugend in der nordschwedischen Provinz verlaufen ebenso banal wie tragisch: Die Mutter hat die Familie vor langer Zeit verlassen, der Vater -- ein ehemaliger Seemann -- schlägt sich als Holzfäller durch und versinkt immer wieder im Alkoholrausch. Hans sucht verzweifelt nach einem Lebensziel, wird mit seiner Orientierungslosigkeit jedoch alleine gelassen.

Seine einzige Freundin ist eine Jahre ältere Frau mit einem entstellten Gesicht. Als sie Selbstmord begeht, beschließt er, ihren Lebenstraum zu erfüllen, nach Afrika zu reisen und auf einer Missionsstation auszuhelfen. Doch die Konfrontation mit dieser ihm völlig fremden Welt erschüttert ihn zutiefst. Nach wenigen Tagen beschließt er, wieder nach Schweden zurückzukehren. Noch ahnt er nicht, dass fast 20 Jahre vergehen werden, bevor er wieder europäischen Boden betreten wird.